Vinci

Autor: Philippe Keyaerts
Verlag: Eurogames
Jahr: 2000
Spieler: 3-6
Alter: ab 12
Dauer: 120 Minuten

Beschreibung

Eine Europakarte als Spielplan, Holzklötze als Spielsteine - auf den ersten Blick erinnert Vinci einen an Spiele wie Risiko und Diplomacy. Dann der Untertitel: "Aufstieg und Fall der Zivilisationen" - das erinnert an Civilisation. Mit dem Unterschied, daß hier eine Zivilisation offenbar auch fallen kann.

Und genau dieser Fall der Zivilisationen ist die charakteristische Eigenschaft dieses Spieles. Man übernimmt ein Volk, bringt die Zivilisation zu ihrer Blüte und entscheidet dann, dieses Volk ab jetzt dem Zerfall preiszugeben - und widmet sich selbst fortan einem neuen Volk.

Die einzelnen Völker haben unterschiedliche Eigenschaften - das erinnert uns an Cosmic Encounter. Im Gegensatz zu Cosmic Encounter spielt hier aber das Losglück keine spielentscheidende Rolle. Dies hat 3 Gründe:

  1. Die Eigenschaften eines Volkes ergeben sich aus jeweils zwei Zivilisationskärtchen. Dies allein verringert die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines "Supervolkes".
  2. Jeder Spieler führt im Spiel mehrere Zivilisationen, Glück und Pech sollten sich also im Laufe einer Partie neutralisieren
  3. Übernimmt ein Spieler ein Volk, so stehen ihm 6 Völker in einer Liste zur Auswahl. Das jeweils erste der Liste kann er umsonst bekommen, die weiteren gegen Abgabe von Siegpunkten. Übernimmt im weiteren Spielverlauf ein Spieler ein Volk, daß bei einer Auswahl übergangen wurde, so bekommt er entsprechend Siegpunkte gutgeschrieben. Durch dieses Verfahren werden die Unterschiede der Völker geschickt ausgeglichen.

In einer Spielrunde steht jedem der Mitspieler ein Spielerzug zur Verfügung. In seinem Spielerzug kann der Mitspieler:

Der eigentliche Reiz liegt nun in den "überschüssigen" Einheiten: Jedem Volk steht am Anfang eine festgelegte Anzahl von Einheiten zur Verfügung. Pro Land, das man besetzt, benötigt man üblicherweise zwei oder mehr Einheiten. Im nächsten Zug benötigt man dann für die bereits besetzten Länder nur noch eine Einheit, der Rest ist Überschuß und wird zum Besetzen weiterer Länder benutzt. Je mehr Länder ein Volk aber besetzt, desto geringer wird der Überschuß, und so erreicht ein Volk irgendwann einen Punkt, an dem es sich schwer oder nicht mehr ausdehnen kann. Dann hat das Volk seine Blüte erreicht und man kann es dem Zerfall preisgeben. Als untergehendes Volk bringt es einem dann aber noch weiterhin Siegpunkte, man kann den Zerfall aber nicht steuern - das erledigen die lieben Mitspieler.

Am Ende seines Spielerzuges erhält man Siegpunkte für besetzte Länder, die Anzahl der Siegpunkte variert ja nach Land bzw. Volk. Hierbei zählt sowohl das "aktive" als auch das "zerfallende" Volk eines Spielers.

Natürlich wird in diesem Spiel auch gekämpft. Der Eroberer muß hier pro verteidigender Einheit eine eigene Einheit mehr in ein Land stellen. Der Besiegte verliert dann eine Einheit, befanden sich weitere Einheiten in dem eroberten Land, so bleiben diese im Spiel. Dieser Kampf spielt sich aber meist mit neutralen Steinen (mit denen sind die einzelnen Länder am Anfang besetzt) und später mit den zerfallenden Völkern der Mitspieler ab. Längere Kämpfe um ein Gebiet sind eher selten, denn sie kosten nur Einheiten und schmälern damit die Siegpunkte der am Kampf beteiligten Kontrahenten.

Im wesentlichen kommt es darauf an, den Wert eines Volkes richtig abzuschätzen und bei der Wahl des Volkes ein glückliches Händchen zu beweisen. Dies wird natürlich erst nach mehreren Partien gelingen, am Anfang verwirren einen die verschiedenen Zivilisationskärtchen.

Beurteilung

Das Spiel erinnert nicht nur an absolute Knüller seines Genres, es reiht sich hier durchaus würdig ein. Durch das ständige Wechseln der Völker wird das Glück meist ausgeglichen, auch scheinbar weit enteilte Mitspieler können durchaus noch eingeholt werden. Ganz rausfliegen kann auch keiner, da es ja immer wieder neue Völker gibt. Ständig tun sich neue Optionen auf, die ca. 2 Stunden sind äußerst kurzweilig. Dabei kann man sich durchaus auch mal kurz vom Tisch entfernen, denn zwischen den eigenen Spielerzügen bleibt man passiv.

Das Spiel ist für 3-6 Spieler vorgesehen - ohne Ergänzungsset! Da man zwischen den eigenen Spielerzügen wie bereits erwähnt passiv ist (in diesem Spiel nicht mit Langeweile gleichzusetzen), ist das Spiel bei 3-4 Spielern noch einen Tick kurzweiliger. Trotz allem bleibt es auch zu sechst ein ausgezeichnetes Spiel! Zusatzregeln für 1 oder 2 Spieler sind auch noch vorhanden, diese sind aber eigentlich nur zur Vorbereitung auf eine Partie mit 3-6 Spielern zu empfehlen.

Die Regeln enthalten leider einige Ungereimtheiten:

Das Material macht einen guten Eindruck. Die Einheiten sind aus Holz, die Zivilisationskärtchen aus starker Pappe. Leider bleibt zu fragen, warum dem Spiel nur 2 Kurzspielregeln beiliegen, schließlich ist es ja für 3-6 Spieler gedacht. Die Schachtel schließlich enthält gut 50% Luft. Aber in der heutigen Zeit ist dies ja vergleichsweise wenig.

Das Design des Spielplans ist zweckmäßig. Die Aufmachung der Schachtel ist ansprechend und dem Spiel angemessen.

Benotung

Regeln: 6
Material: 6
Design: 7
Spielreiz: 10